„Ich wurde schwanger – und mein Verein verklagt mich“

In ihrer Volleyballkarriere ist Lara Lugli viel herumgekommen. Die heute 40-Jährige aus Carpi hat unter anderem in der höchsten Liga Italiens gespielt, hauptsächlich war sie aber bei Klubs in tieferen Spielklassen beschäftigt. Eine solide wie unaufgeregte Karriere also – wäre da nicht eine Episode, die nun italienweit für Schlagzeilen sorgt.

In der Spielzeit 2018/19 stand Lugli bei Pordenone in der Serie B1 unter Vertrag. In ihrem Team war sie Kapitänin und Führungsspielerin, wies sie mit 38 Jahren doch einiges an Erfahrung auf. Die Mannschaft spielte gut, ja sogar sehr gut, und befand sich so auf Playoff-Kurs. Im März 2019 gab es für Lugli dann aber abseits der Volleyballhalle eine frohe Botschaft: Sie wurde nämlich schwanger. Ohne Lugli ging es in der Meisterschaft abwärts „Das habe ich dem Verein am 10. März mitgeteilt“, schreibt Lugli in ihrem langen Posting auf Social Media. Wie es in der Branche üblich ist, wird der Vertrag bei einer Schwangerschaft aufgelöst. Lugli kehrte also nach Hause zurück, verlor aber einen Monat später das Kind bei einer Fehlgeburt. „Auch das habe ich dem Verein mitgeteilt“, so die Volleyballerin.

In der Zwischenzeit gab es für Pordenone ohne seine Kapitänin eine sportliche Talfahrt, man verlor viele Punkte und auch die Playoffs aus den Augen. Lugli bemerkte indes, dass ihr Gehalt vom Februar, in dem sie noch „mit vollem Einsatz“ gespielt hat, nie eingegangen ist. Nach mehreren vergeblichen Nachfragen schaltete die Volleyballerin schließlich einen Anwalt ein, der dem Klub eine Zahlungsaufforderung zukommen ließ. Kein Gehalt, dafür eine Schadensersatzforderung Der Gehalt kam trotzdem nicht – dafür aber ein Brief des Vereins, der Lara Lugli die Sprache verschlug. Der Klub forderte nun nämlich plötzlich Schadensersatz von der Sportlerin für die ausgefallene Zeit während der Schwangerschaft. In der Anklage wird Lugli vorgeworfen, „während der Vertragsverhandlungen verschwiegen zu haben, dass sie die Intention hat, Kinder zu bekommen.“

Routinierte Volleyballerin: Lara Lugli.

Die Volleyballerin auf Social Media: „Außerdem wird mir vorgeworfen, dass ich ein zu hohes Gehalt hatte. Gleichzeitig bemängelt der Verein, dass die Mannschaft nach meinem Ausfall in der Tabelle abgestürzt ist. Und dass das der Grund war, dass Sponsoren abgesprungen sind. Vielleicht war mein Marktwert also doch nicht so abwegig?“ Und: „Der Verein schrieb in seinem Brief an mich, dass ich nach der Fehlgeburt für die restlichen zwei Monate aufs Spielfeld hätte zurückkehren sollen. Doch konkret hat mich das nie jemand gefragt.“ Auch Tania Cagnotto ist fassungslos Eine Geschichte also, die fassungslos macht – und die zeigt, dass eine Schwangerschaft in der Arbeitswelt nach wie vor häufig als ein Schaden angesehen wird. „Den einzigen Schaden haben ich und mein Freund davongetragen, als wir unser Kind verloren haben“, schreibt Lugli in ihrem offenen Brief.

Lara Luglis Posting hat seine Wirkung jedenfalls erreicht: In den italienischen Gazzetten wird über diesen Vorfall berichtet und auch viele Sportlerinnen melden sich zu Wort – darunter auch Tania Cagnotto, die vor wenigen Tagen zum zweiten Mal Mutter geworden ist. „Bei dieser Geschichte werde ich wütend und enttäuscht“, so die Boznerin. „Das Problem ist, dass die Sportlerinnen nicht so geschützt sind wie die Frauen am Arbeitsplatz. Ich finde es nicht korrekt, was da passiert ist.“ Der Klub äußert sich Die Erklärung des Klubs erscheint indes fadenscheinig. „Im Vertrag von Frau Lugli steht geschrieben, dass wir bei einer vorzeitigen Vertragsauflösung rechtlich gegen die Athletin vorgehen können. Wir haben wegen der Schwangerschaft aber darauf verzichtet. Allerdings haben wir einige Monate danach von ihrem Anwalt eine Zahlungsaufforderung bekommen. Deshalb sahen wir uns gezwungen, uns mit den Strafklauseln zu verteidigen.“ Dass die Zahlungsaufforderung nur das Februar-Gehalt (und somit jenen Monat, in dem Lugli effektiv noch gespielt hat) betroffen hat, erwähnte der Klub nicht.

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Am Montag wurde der internationale Tag der Frau gefeiert. Ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt veröffentlichte eine Sportlerin ein Posting auf den Social Medias, das in ganz Italien für Entrüstung und Fassungslosigkeit sorgt.

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